Ich seh in meinen Träumen oft meinen toten Vater, er ist Silvester 1981 gestorben er winkt mir zu. Ich weiß nicht ob es ein Gruß oder ein zu ihn hin kommen ist und weit hinten sehe ich den Teufel stehen er winkt mir zu.

Das partizipative Projekt von Jendrik Helle
Ich seh in meinen Träumen oft meinen toten Vater, er ist Silvester 1981 gestorben er winkt mir zu. Ich weiß nicht ob es ein Gruß oder ein zu ihn hin kommen ist und weit hinten sehe ich den Teufel stehen er winkt mir zu.

Ich befinde mich aus jedwedem Traumszenario hinaus plötzlich auf einem Wegabschnitt, der von Gleisen gekreuzt wird. Ich muß über diese Gleise gehen, um meinen Weg weitergehen zu können, versuche die Überquerung auch in jedem Traum, bleibe aber wie magnetisiert auf einem der Gleise kleben, auf dem dann auch prompt ein Zug angerast kommt. Während ich mich verzweifelt winde und zappele, kommt der Zug immer näher. Doch ein Bruchteil einer Sekunde vor dem Aufprall kann ich mich mit einer Art Quantensprung auf die andere Seite des Gleises retten. Seltener werde ich auch überfahren, bin aber dann nicht tot, sondern plötzlich Teil des Zuges.
Manchmal ist es nur ein Gleis, das ich in dem jeweiligen Traum dann sehr oft überqueren werde oder es ist ein ganzes Gleisfeld, das ich überqueren muß. Ein Zug aber kommt immer.

Ich soll ein Referat halten im Religionsunterricht. Über einen Fisch. Ich besuche die Religionslehrerin in ihrem Büro. Es ist meine Deutschlehrerin aus der sechsten Klasse.
Was ist denn das für ein Fisch?
Das sollst du herausfinden, besorge dir Literatur. Hinten in ihrem Büro steht ein Bücherregal.

Ich bin noch ein kleines Kind, ca sechs Jahre alt. Wir sind auf dem Land, so etwas wie eine Farm im Nirgendwo. Meine Familie, Mom, Dad und Schwester (ca. acht Jahre) fallen in einen alten Steinbrunnen. Ich versuche hinterher zu springen, werde aber wie von einer unsichtbaren Kraft daran gehindert. Je stärker ich es versuchen, desto stärker werde ich zurück gehalten.

Ich schaue aus dem Fenster. Sehe vergangene Grausamkeiten. Sarah kniet auf der Strasse und wird in den Hinterkopf geschossen. Als der Schuss sie trifft wird sie eine goldene Statue. Jemand kommt und sammelt die Statue auf und tut sie in einen Sack. Es passieren noch andere Grausamkeiten. Ich sehe sie wie in den Nachrichten. Sie reihen sich wie Filmsequenzen aneinander. Jedes Ereignis erstarrt am Ende zu einer goldenen Statue und wird eingesammelt. Irgendwann liegt der Sack auf dem Boden. Er sieht aus wie der Sack aus dem Märchen ‚Tischlein deck dich‘. Plötzlich kommen Dollarscheine. Sie gehen aufrecht. Haben Arme und Beine. Sie schwingen Knüppel und schlagen auf den Sack.

Welcher Frieden mochte wohl darin liegen, mit einem Elefanten in einem Umschlag zu reisen? Von Kinderhänden durch die Welt getragen. Plötzlich kamen mir all die Tage verloren vor, an denen ich es für unwahrscheinlich gehalten hatte, dass ein Elefant in einen Briefumschlag passt.

Herr Helle, wie sind Sie auf die Idee gekommen Träume zu zeichnen?
Träume sind eine besondere Form der Erinnerung, der Traum selber ist nicht faßbar. Bewusst nehme ich Träume als Traumerinnerungen war. Traumerinnerungen sind nicht gleich dem erlebten Traum. Entscheidend ist, wie ich träume und wie ich mit den erinnerten Träumen umgehe. Träume kann ich z.B. schnell aufschreiben, Träume kann ich aber auch langsam aufschreiben, meinen Assoziationen freien Lauf lassen und meine Gefühle dazu vermerken. In dem Verhältnis zwischen den Assoziationen, die ich zu meinen Träumen habe und den Traumerinnerungen offenbart sich worum es wirklich geht. Hier sehe ich das Wesen des Traumes. Für mich können meine Traumzeichnungen dieses Verhältnis aufzeigen.
Sie zeichnen Ihre eigenen Träume, um sie zu deuten?
Ja, wenn ich mir Zeit dafür nehme. Dadurch kann ich mich differenzierter, komplexer wahrnehmen und Widersprüchlichkeiten in mir vereinigen.
Möchten Sie mit der Traumdatenbank ermöglichen, dass sich andere differenzierter wahrnehmen können?
Das wäre schön. Natürlich werden Traumerinnerung, Traumerlebnis und Bild nicht gleich sein und am Ende kommt es auf den Menschen an, ob er sich dadurch differenzierter wahrnehmen kann oder nicht. Wenn jemand einen Traum an die Traumdatenbank schickt, besteht die Möglichkeit das Traumerlebnis noch mal zu betrachten und auch durch das Bild, das ich zeichne kann der Traum erneut betrachtet werden.
Jendrik Helle wurde interviewt von Tobias Düring
Gleich einem Pendel schwankte der Stein unter mir. Langsam segelte das Kirchenschiff hinein ins nächtliche Afrika. Wie viele Sterne es gab! Auf den Wipfeln der Bäume wogten Vögel im Wind der Steppe. Ein Elefant brach durch das Unterholz und sah mir vom Ufer aus nach.

Und mit einem Male erkannte ich alles wieder! Das kniehohe Gras strich über meinen Schlafanzug. Die Erde unter den Füßen war noch warm von der gerade erloschenen Sonne. Um mich lauter Gebeine von Elefanten. Onkel Erhard ruhte unter einem Baum inmitten des Elefantenfriedhofes. Noch nie hatte ich als Kind solch einen Baum gesehen. Tausend Jahre und mehr schien der Baum alt zu sein. Erst wirkte es, als wäre Onkel Erhard mit seiner Pfeife im Mund eingeschlafen. Doch dann tat er die Augen auf und lächelte mir verschmitzt zu. Komm!
